Da du einen neuen Pullover brauchst, gehst du heute nach dem Feierabend in die Stadt. Als du in deinen üblichen Klamottenladen eintrittst, nimmst du den Geruch von neuen Textilien war. Um dich herum sind sorgfältig aufgehängte Kleider in den verschiedensten Farben und du beginnst dich etwas umzuschauen. Ehe du dich versiehst, hast du drei neue T-Shirts, zwei Pullover, eine Mütze und eine neue Sporthose in der Einkaufstüte, auf dem Weg nach draußen. Wolltest du nicht nur einen Pulli kaufen?
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie du ein solches Szenario in Zukunft vermeidest, was mögliche Beweggründe sind und wie du dir dessen bewusster werden kannst. Sicher hast du schon von Minimalismus gehört, was mitunter der Grundgedanke dieses Textes ist. Wenn du dich dafür näher interessieren solltest, erfährst du in dem nächsten Artikel ausfürlich, was Minimalismus bedeutet und erhälst zu dem einige Tipps zur direkten Umsetzung.
Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir unsere neu erworbenen Kleidungsstücke in den Schrank legen und uns über sie freuen. Doch nach einiger Zeit fällt uns auf, dass wir eben diese neuen Kleidungsstücke größtenteils kaum oder sogar nicht getragen haben. Meist fühlen wir uns dann schlecht. Aber so geht es uns nicht nur mit der Kleidung: Auch die Verpackungen der gekauften Küchengeräte, die sechste Tupperdose für die Kinder oder die Bücher an der Wand sind bunte Staubfänger geworden. Dem geht es nun entgegenzuwirken. Neben dem ausmisten, ist es ebenfalls wichtig, weiterhin nur Gegenstände in sein Leben zu lassen, die man tatsächlich braucht oder für wichtig empfindet.
Mir geht es nicht darum einen Wettstreit zu veranstalten, wer am wenigsten Dinge besitzt. Mir geht es um einen bewussten Umgang mit Konsum. Zur Entscheidungsfindung können diese Fragen helfen:
Brauche ich das?
Brauchen ist Definitionssache. Dabei hilft es, zwischen wollen, etwas für wichtig zu erachten und tatsächliches benötigen, zu unterscheiden. Oftmals denken wir, dass wir diesen Gegenstand brauchen – was sich jedoch im Nachhinein als falsche Annahme etabliert.
Was erhoffe ich mir von diesem Gegenstand?
Erhoffe ich mir davon schöner auszusehen, Anerkennung von anderen, Freude, Vielfalt in der Küche oder erfolgreicher zu werden? Was genau ist der wahre Grund, warum ich mir überlege diesen Gegenstand zu kaufen? Und bietet mir dieser Gegenstand tatsächlich das, was ich mir erhoffe? Oder kann ich z.B. den Wunsch nach Anerkennung auch auf anderem Wege bekommen?
Lächelst du wenn du den Gegenstand in den Händen hältst?
Diese Frage ist ebenso wichtig, weil du hier auf dein Gefühl hören kannst. Sobald du rein rational einkaufen gehst, kann es zwar sein, dass du nun einen neuen Pulli hast, den du offensichtlich gebraucht hast, aber er dir nicht gefällt.
Wir kaufen oft Gegenstände, aus einem Impuls heraus. Das weiß die Werbung zu nutzen. Warum wir kaufen, was wir kaufen, läuft meist unterbewusst ab und wir funktionieren dann scheinbar auf Autopilot. Und wie kann ich mir dessen bewusst werden? Es funktioniert zwar, dass wir uns Stück für Stück hinterfragen, jedoch können wir uns nicht plötzlich alle unterbewussten Vorgänge bewusst machen.
Einer dieser Verbindungen lässt sich mithilfe der klassischen Konditionierung aus der Psychologie erklären. Ivan Petrowitsch Pawlow führte Anfang des 20. Jahrhunderts Experimente mit einem Hund durch. Diesem Hund wurde Futter angeboten, sein angeborener Reflex – Speichelfluss – begann sich zu bilden. Pawlow setzte nun einen neutralen Stimulus (das Läuten einer Glocke) gleichzeitig mit der Gabe des Futters ein. Nach mehrmaligem Wiederholen begann, auch nur beim alleinigen einsetzten der Glocke, der Speichelfluss. Dieses Phänomen kennen alle Hundebesitzer, die ihrem Hund Kunststücke beibringen. Es lässt sich gut auf den Menschen übertragen.
Als Beispiel:
Eine junge Dame trifft sich zum ersten Date mit einem gut aussehenden Mann in einem Restaurant. Das Date lief gut und die Dame entwickelte während des Abends Glücksgefühle. Am nächsten Morgen geht sie zur Arbeit. Als sie einem Arbeitskollegen im vorbeigehen grüßt, überkommt sie ein Gefühl der Freude. Was ist passiert? Sie hatte unterbewusst die Gefühle des gestrigen Abends mit dem Geruch in Verbindung gesetzt, und da ihr Arbeitskollege das gleiche Parfum trug, wie ihr Date, kamen die gleichen Gefühle hoch.
Es lässt sich noch weiter führen. Sie kauft sich nun das Parfum und setzt sich damit regelmäßig in der Mittagspause an einen plätschernden Bach. Nach mehrmaligem Wiederholen löst das alleinige Geräusch des Wassers in ihr die gleichen Hormonausschüttungen aus, wie der gut aussehende Mann von ihrem ersten Date. Diese „Überschreibungen“ lassen sich beim Menschen bis zu 7-mal wiederholen
Diese Geschichte ist ein Beispiel, um zu zeigen welche Art von Verbindungen wir tagtäglich ausgesetzt sein können und mit Sicherheit auch ausgesetzt sind. Manchmal positiv -und manchmal negativ für uns. Denn natürlich funktioniert die Konditionierung auch mit Gefühlen wie Angst oder Wut – und dabei wirkt die Konditionierung sogar noch stärker. Je stärker die Emotionen und je häufiger die drei Komponenten gleichzeitig auftreten, neutraler Stimulus (Parfum), auslösender Faktor (gut aussehender Mann) und Emotionen (Glücksgefühle), desto stärker die Konditionierung.
Wir können zwar nicht alle Prozesse (so schnell) uns bewusst machen – denn dazu sind oft zu viele Ketten entstanden, um den Ursprung noch feststellen zu können – jedoch können wir uns einfach neu konditionieren. In dem wir z.B. immer lächelnd aus dem Laden gehen, wenn wir nichts gekauft haben oder wir oft mit leichtem Gepäck reisen und feststellen wie befreiend es sein kann, wenig zu besitzen. Wir programmieren uns quasi selbst. Sind das nicht gute Nachrichten?
Ich hoffe, ich konnte dir mögliche Beweggründe aufzeigen und hilfreiche Tipps weitergeben, um in Zukunft bewusster zu konsumieren.